Bestattungen und Ökologie zu verbinden, ist ein Trend in der Branche. Särge können aus Korb und Pappe hergestellt werden und es wird für Leichenwagen mit sparsamen Motoren und Kühlung statt Einbalsamierung geworben. Traditionelle Bestattungsarten wie die Feuerbestattung werden kritisiert, weil sie schlecht für die Umwelt seien. Die Abgasverordnung enthält beispielsweise keine Grenzwerte für Quecksilber, das bei der Verbrennung von Amalgamfüllungen entsteht. Auch die Medikamentenrückstände, Implantate und Strahlendosen belasten den Körper und somit auch die Natur. Die Verbrennung erzeugt Schadstoffe, die nur durch höhere Verbrennungstemperaturen verringert werden können. Das Problem: je mehr Energie gebraucht wird, desto größer ist wiederum der CO2-Ausstoß. Auch die Erdbestattungen belasten durch den höheren Flächenverbrauch die Umwelt. Bei der Verwesung können Medikamentenrückstände und Schwermetalle ins Grundwasser gelangen.
Konzept einer umweltfreundlichen Bestattung
Claire und Rupert Callenger sind seit 17 Jahren Leichenbestatter in der Nähe von Totnes, Devon. Ihre Bestattungsfirma möchte Beerdigungen revolutionieren und die erste in England sein, die Leichen auflöst, anstatt sie zu verbrennen. Sie möchten einen chemischen Prozess benutzen, der sich alkalische Hydrolyse oder auch Resomation nennt. Dieser wird bereits bei der Tierkörperbeseitigung verwendet. Wasser und Kaliumhydroxid werden in einem Druckbehälter aus Edelstahl bei Temperaturen von 150 bis 160 °C erhitzt, um Fleisch und Organe aufzulösen. Die Leiche wird so in der Kalilauge binnen weniger Stunden zersetzt und von den Knochen bleibt lediglich eine mineralische Asche zurück. Gleichzeitig entsteht eine nährstoffreiche Flüssigkeit, die bedenkenlos in den Abfluss gegossen werden kann. Das Pulver der Knochen wird in einer Urne beigesetzt.
Diese Technik soll 80 Prozent weniger Energie als eine Einäscherung verbrauchen, keine schädlichen Ausstöße haben und der Familie 20 Prozent mehr physische Überreste überlassen können.
Die Kosten für einen Edelstahlzylinder liegen bei knapp 200.000 Euro. Die Investitionen in die Technik sollen höher sein als bei einem Krematorium, die Bestattungskosten jedoch in etwa gleich. Das Paar sucht mit The Green Funeral Company Land, finanzielle Partner und Menschen mit der gleichen Vision, um die Ersten zu sein, die die auflösende Methode in England durchführen.
Umweltfreundliche Bestattung, auch in Deutschland?
Die Technik der alkalischen Hydrolyse wird heutzutage in verschiedenen Ländern wie den USA, Australien und Kanada angewandt. In Deutschland hingegen sind praktisch nur Erd- und Feuerbestattungen möglich. Daneben gibt es noch so genannte „alternative Bestattungsmöglichkeiten“. Dieser Begriff ist allerdings irreführend, da es vorrangig darum geht, wo und wie man die Asche der Verstorbenen beisetzt oder verstreut und das Interesse allgemein sehr gering ist und. Ob sich also die Resomation in Deutschland durchsetzen könnte, ist also fraglich.
Es dürfte für das Paar nicht allzu einfach werden, die Öffentlichkeit Englands von einer Technik zu überzeugen, die an Methoden der Mafia erinnert. Das Auflösen im Tank stößt auf Kritik, die vor allem ethische Einwände äußert. Viele meinen, Teile des menschlichen Körpers den Abfluss hinunter zu spülen, sei unwürdig.
Der niederländische Umweltexperte Gatze Lettinga zweifelt zudem an der Umweltfreundlichkeit der Methode. Schließlich benötige man mehrere hundert Liter Wasser, aggressive Chemikalien und viel Energie für eine Leichenauflösung. Das Abwasser sei auch nicht unbedenklich, sondern alkalisch und stark verschmutzt.
Rupert ist sich der Kritik bewusst: „Auflösen ist ein gefühlsgeladenes Wort (…). Menschen sind zimperlich, was das angeht. Aber bei einer Einäscherung geht ein Teil des Körpers den Schornstein hoch und wird zu Ruß – es ist einfach falsch, ihn zu verbrennen und so in den Himmel zu schicken. Resomation reduziert den Körper auf seine wesentlichen Zusammensetzungen. Diese Flüssigkeit ist voller reichhaltiger Nährstoffe und Aminosäuren – den Basiskomponenten des Lebens. Diese Nährstoffe können der Erde zurückgegeben werden. (…) Menschen könnten sich tatsächlich in Energie verwandeln.“
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