Warum findet Bikram Yoga bei 38 bis 40 Grad statt?

90 Minuten Yoga sind schon allein recht anstrengend – warum muss das Ganze dann auch noch bei mindestens 38 Grad stattfinden? Die hohe Luftfeuchtigkeit von 40-60% erleichtert die körperliche Betätigung auch nicht gerade. Oder gibt es doch gute Gründe, in erhitzten Räumen zu üben?

Die Heilkräfte der Wärme

Schon immer wurde Hitze für die Gesundheit genutzt, in Form von heißen Bädern, Saunagängen oder Wärmflaschen. Auch im Bikram Yoga werden die Heilkräfte der Wärme genutzt:

Bei den hohen Temperaturen schwitzt man sehr schnell. Durch den Schweiß wird der Körper entgiftet. Die Bänder, Sehnen und Muskeln des Körpers werden gut angewärmt, wodurch die Übungen leichter fallen, man kann tiefer in die einzelnen Stellungen gehen und damit eine intensivere Wirkung erzielen. Viele Menschen trauen sich nicht, Yoga auszuprobieren, weil sie sich für zu ungelenkig halten. Durch die Hitze können aber auch Anfänger in anspruchsvolle Stellungen kommen. Zudem besteht ein geringeres Verletzungsrisiko, wenn der Körper gut aufgewärmt ist. Die besten Wirkungen werden erzielt, wenn der Raum etwa auf Körpertemperatur (38 Grad Celsius) erhitzt ist.

Die warmen Temperaturen regen weiterhin den Kreislauf und sämtliche Stoffwechselvorgänge des Körpers an und beschleunigen dadurch die Verbrennung von Glukosen und Fettsäuren. Bikram Yoga eignet sich daher sehr gut für Menschen, die auf gesund Art und Weise und dauerhaft abnehmen möchten. Die Blutgefäße des Körpers dehnen sich bei Hitze aus, weshalb der gesamte Organismus besser durchblutet wird. So hilft das Üben in der heißen Umgebung auch gegen kalte Hände und Füße, unter denen besonders Frauen häufiger leiden.

Bei einer Infektion bekommt man oft Fieber: Der Körper erhöht seine Temperatur, um die Erkrankung zu bekämpfen. Genauso sorgt die erhöhte Außentemperatur dafür, dass der Körper Antikörper entwickelt und das Immunsystem gestärkt wird. Die Übungen in der erhitzten Umgebung sind jedes Mal aufs Neue eine große Herausforderung, was Willenskraft, Entschlossenheit, Selbstbewusstsein und Selbstkontrolle fördert.
Insgesamt verstärkt die Hitze die positiven Einflüsse von Yoga auf die Gesundheit, wie Erhöhung des Gleichgewichtssinns, der Flexibilität und der Lungenkapazität, Muskelaufbau und Regulation des Blutdrucks. Der Sauna-Effekt bewirkt zudem eine bessere Verdauung, erhöhte Energie, Stressreduktion sowie die Linderung von Gelenk-, Rücken- und Nackenschmerzen. Zudem schenkt Wärme Zufriedenheit und gute Laune!

Die erhöhte Luftfeuchtigkeit von 40-60% sorgt dafür, dass man schneller ins Schwitzen kommt. Sogar mehr noch als die hohen Temperaturen! Eine hohe Luftfeuchtigkeit unterstützt die Lunge und schützt sie vor Erkältungen, Grippe und anderen respiratorischen Erkrankungen.

Die erste Stunde als Diagnosemöglichkeit

Während und kurz nach ihrer ersten Bikram Yoga -Stunde fühlen sich viele erst einmal ziemlich geschafft, eventuell stellt sich Schwindel oder leichte Übelkeit ein. 90 Minuten Yoga in einem heißen Raum können aufzeigen, in welchem Zustand sich der Körper befindet und wo Schwachstellen liegen. Diese „Diagnosestunde“ erinnert daran, achtsam mit seinem Körper umzugehen. Oft rührt das Unwohlsein daher, dass nicht genug getrunken wird. Viele Menschen trinken bereits im Alltag zu wenig Wasser, in einer heißen Yoga-Stunde ist der Wasserbedarf etwa doppelt so hoch wie an einem normalen Tag. Auch der Genuss von koffeinhaltigen Getränken und Fast-Food verringert die Toleranz des Körpers gegenüber Hitze, weshalb man diese Lebensmittel meiden sollte. Weiterhin ist darauf zu achten, dass man genügend Salz und Kalium zu sich nimmt, zum Beispiel in Form von Tabletten, die man vor der Klasse einnimmt. Sobald sich der Körper an die Temperaturen und die Übungen gewöhnt hat und man regelmäßig und genügend Wasser trinkt, kann die Hitze sogar zum Genuss werden.

Hot Yoga zu Hause

Es ist von immenser Wichtigkeit, dass die Übungen stets bei einer Temperatur von mindestens 38 Grad ausgeführt werden, da ansonsten ein hohes Verletzungsrisiko besteht. Metall muss vor dem Schmieden erhitzt werden, damit es biegsam ist. Wer dagegen kaltes Metall mit dem Hammer bearbeitet, kann sich leicht die Hand, den Hammer oder die Gelenke brechen. Genauso ist auch der Körper biegsam in der Hitze, in der Kälte aber steif und leicht zu verletzen.

Wer nicht in der Nähe eines Hot Yoga-Studios wohnt und daher zu Hause üben möchte, sollte also in einem Raum üben, den er gut aufheizen kann. Ein großes Badezimmer ist ideal, da man dort die Badewanne mit heißem Wasser voll laufen lassen kann, was zusätzlich zur hohen Raumtemperatur eine hohe Luftfeuchtigkeit gewährleistet. Wer Schwierigkeiten hat, einen Raum zu finden, den er so hoch erhitzen kann, sollte beim Üben wenigstens warme Kleidung tragen, damit möglichst viel Körperwärme erhalten bleibt.