One for One: Einkaufen für den guten Zweck

Konzerne, die größere Summen für den guten Zweck lockermachen, sind ein alter Hut. Viel hilft viel, keine Frage, trotzdem gewinnt ein anderes, direkteres Konzept seit etwa zehn Jahren an Bedeutung: die „One for One“-Businesses. Dabei wird pro Kauf eines Produktes ein anderes an hilfsbedürftige Menschen gespendet. Wortwörtlich oder im übertragenen Sinn, um dem gespendeten Geld ein „Gesicht“ zu geben.

TOMS

Wer sich mit dem Prinzip „One for One“ auseinandersetzt, kommt kaum an „TOMS“ vorbei, schließlich war es Gründer Blake Mycoskie (s. Enough 1/2015 „Change“), der als Erster das Konzept verwirklicht hat. 2006 war der Unternehmer auf einer Reise durch Argentinien geschockt von dem Anblick der vielen Kinder, die ohne Schuhe lebten. „Ich war überwältigt von der Lebensfreude der Menschen in Südamerika, insbesondere derjenigen, die so wenig hatten. Und ich verspürte sofort den Wunsch, ja die Verantwortung, etwas zu tun“, beschreibt Mycoskie seine Motivation. Mit reichlich Geschäftserfahrung im Gepäck – er hatte schon vorher erfolgreich fünf Firmen aufgebaut – krempelte der damals 29-Jährige die Ärmel hoch und schuf „TOMS“. Das simple Konzept: Für ein Paar verkaufte Schuhe wird ein Paar gespendet. Innerhalb von zehn Jahren hat die Company nicht nur 50 Millionen Paar Schuhe in 70 Ländern an Bedürftige verteilt, sondern nebenbei, quasi „im Vorbeigehen“, eine ganz neue Bewegung kreiert. Mittlerweile hat sich die Produktpalette noch um Taschen, Rucksäcke, Kaffee und Brillen erweitert: Während die ersten beiden eine sichere Geburt für Mutter und Kind bedeuten, der Kaffee für Trinkwasser steht, garantiert der Kauf einer Brille das Augenlicht für eine erkrankte Person. Jetzt TOMS shoppen und helfen

Original Beans

„Jede weise Verwaltung muss den Wald so nutzen, dass nachfolgende Generationen wenigstens ebenso viel Nutzen daraus ziehen können, wie sich die jetzt lebende Generation zueignet.“ So hat es der deutsche Forstwirtschaftler Georg Ludwig Hartig Ende des 18. Jahrhunderts formuliert. Wasdas mit 1-for-1-Unternehmen zu tun hat? Nun, mit einem solchen Urahn wundert es nicht, dass „Original Beans“-Gründer Philipp Kauffmann sich schon früh für den Umweltschutz interessiert und eingesetzt hat. Nach Stationen beim WWF und den Vereinten Nationen hat Kauffmann 2008 sein Unternehmen ins Leben gerufen. Spezialisiert auf Schokolade aus seltenen Kakaosorten, wird dort das One-for-One-Prinzip auf ganz eigene Weise interpretiert und umgesetzt: Für jede gekaufteTafel wird ein Baum in den jeweiligen Anbauregionen gepflanzt. Diese Gebiete wie beispielsweise die Regenwälder im Kongo sind oftmals von Krisen, Konflikten und Armut gebeutelt: Neue Setzlinge schaffen es daher nicht nur, die Flora zu erhalten, sondern für Kleinunternehmer und Bauernfamilien wird auch eine neue wirtschaftliche Grundlage hergestellt. Auf Qualität wird dabei nicht verzichtet, im Gegenteil: Die „Original Beans“ (in kompostierbarer Folie) werden mittlerweile in Sterne-Restaurants rund um die Welt verarbeitet und sind in der kurzen Zeit ihres Bestehens mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden. Jetzt Original Beans shoppen und helfen

Smile Squared

Inspiriert wurde der Initiator von „Smile Squared“ von TOMS-Gründer Blake Mycoskie. Statt wie dieser auf Schuhe hat sich Eric Cope jedoch auf ein fast noch alltäglicheres Produkt konzentriert: die Zahnbürste. Denn während für einige Bleaching schon zur Pflegeroutine gehört, kommen Millionen Kinder weltweit nicht einmal an die Basics der Dentalhygiene. Daran wollte Cope etwas ändern. Für jede verkaufte Bürste – die übrigens entweder in kunterbunter Plastikoptik oder mit umweltfreundlichem Bambusstiel daherkommen – wird eine gespendet. Bevor Cope die Idee für „Smile Squared“ in den Sinn kam, war zunächst einmal der allgemeine Wunsch da, Kindern in Not zu helfen. 2010 hatte er auf einer Reise durch Guatemala gemeinsam mit seiner Frau gesehen, wie schlecht es zum Großteil dort um den Zugang zu sauberem Wasser und banalsten Hygienegegenständen wie eben der Zahnbürste stand. Auch fiel Cope auf, dass die schlechten Zähne bei vielen Kindern dazu führten, dass diese aus Schamgefühl kaum noch lächelten. Zahnbürsten mögen auf den ersten Blick also ziemlich trivial wirken, doch wo sie vorher gefehlt haben, können sie tatsächlich ein Lächeln zurückbringen. Jetzt Smile Squared shoppen und helfen

Out of Print

Ob „Sherlock Holmes“, „Alice im Wunderland“ oder „Der große Gatsby“ – fast alle Bücherwürmer lieben ihre Schmöker so sehr, dass sie sie gern ständig am Leib tragen würden. Dank der Initiative „Out of Print“ ist das kein Ding der Unmöglichkeit mehr: T-Shirts, Sweatshirts, Tops und Schals werden mit den ikonischen Covern von literarischen Klassikern bedruckt. Auch Accessoires und Papeterie-Produkte wie Notizbücher kommen im Look von „Der Kleine Prinz“ oder, wer es eher dramatisch bevorzugt, von „Hamlet“ daher. Was auf der einen Seite modisch-literarischen Zuwachs für unseren Kleiderschrank bietet, bedeutet auf der anderen Seite gleichzeitig Bildung für afrikanische Schüler und Studenten. Denn für den Kauf jedes Produktes spendet „Out of Print“ ein Buch an „Books for Africa“. Bereits seit 28 Jahren arbeitet diese US-amerikanische Hilfsorganisation daran, Bücher und Lesefutter in die abgelegensten Gegenden und Dörfer zu transportieren, um so Heranwachsenden Schulmaterial ermöglichen zu können – und im allerbesten Fall auch ihnen ein neues Lieblingsbuch zu bescheren. Jetzt T-Shirt shoppen und helfen

2 Degrees

Kolumbien, Haiti, Indien, Somalia, Myanmar – die Liste der Länder, wo „2 Degrees“ gegen Mangelernährung von Kindern gekämpft hat, ließe sich noch weiter fortsetzen. Dabei kommen die beiden Gründer Will Hauser und Lauren Walters eigentlich mehr aus der Business- als aus der Charity-Welt. Während Hauser nach seinem Harvard-Abschluss bei Goldman Sachs gearbeitet hat, war Walters lange als Unternehmensberater und Dozent an etlichen Ivy-League-Universitäten der USA tätig. Ihr unternehmerischer Hintergrund brachte beide zu der Überzeugung: Ja, Spenden können einen Effekt auf den weltweiten Hunger haben. Münzt man jedoch alltägliche Einkäufe in Spenden um, lässt sich noch sehr viel mehr erzielen. Daher produzieren sie seit 2010 die „2 Degrees“-Riegel: unbehandelte, glutenfreie Gesundheits-Booster mit ausgewählten Zutaten wie Trockenfrüchten, Chiasamen, Nüssen und Quinoa. Für jeden verkauften Snack wandert eine Spende an verschiedene – regionale und globale – Partnerorganisationen, die dadurch wiederum ein hungerndes Kind ernähren können. Das Prinzip zahlt sich aus: Über eine Million Mahlzeiten wurden so an Mangelernährte ausgegeben. Jetzt 2 Degrees shoppen und helfen

Bombas

Bei „Bombas“ geht es zwar eigentlich um Socken, anfangen muss die kurze Geschichte aber ganz woanders: bei den Hummeln. Die fleißigen Bestäuber unserer Flora sind dafür bekannt, sich wie ihre Schwestern, die Bienen, in ihren Völkern extrem solidarisch umeinander zu kümmern. Dieser Leitgedanke veranlasste die Gründer von „Bombas“ zu ihrem Markennamen, „bombus“ beutetet auf Latein nämlich „Hummel“. Als die beiden Freunde Randy Goldberg and David Heath im Jahr 2013 lasen, dass Socken das meistbenötigte Kleidungsstück von Obdachlosen seien, war die Idee geboren: Ein Paar Socken wird gekauft, ein Paar Socken wird gespendet. Kooperiert wird mit verschiedensten US-amerikanischen Wohltätigkeitsorganisationen wie beispielsweise der „Veteran’s Association“, die sich für obdachlose Veteranen einsetzt. Neben dem Charity-Aspekt, unter dem mittlerweile über eine Million Socken an Bedürftige verteilt wurden, wird bei dem Unternehmen vor allem Wert auf ein angemessenes Preis-Leistungs-Verhältnis wie auch auf möglichst hohen Tragekomfort gelegt: Zwei Jahre lang wurde geforscht und experimentiert, um die „perfekte“ Socke zu kreieren. Am Ende hatten sie also nicht nur ein One-for-One-Business geschaffen, sondern auch eine Socke, die nicht rutscht, ein bequemes Fußbett und eine verstärkte Ferse hat. Jetzt Bombas shoppen und helfen

Fotos: istock.com/PrettyVectors; twodegreesfood.com; PR

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