The Moment mit Van Bo Le-Mentzel, HartzIV-Möbel

Mit Enough bewegen wir uns mit unseren Lesern immer wieder neugierig und kreuz und quer durch viele hochspannende Communities – von verschiedenen Ernährungsweisen über Fitnessriten bis zu gesellschaftspolitischen Bewegungen und unsere Welt (zum Guten) verändernden Start-ups. In unserer ersten Ausgabe haben wir beispielsweise verschiedene deutschsprachige Blogger, Aktivisten und Business-Gründer zu ihrem prägendsten „Change“-Moment befragt.

Und wie immer, wenn man mit Menschen spricht, die sich etliche Gedanken mehr machen als andere, fällt so viel „food for thought“ der Kürzungsschere zum Opfer. Doch dank unserer Website haben wir zum Glück die Möglichkeit, Ihnen die Antworten unserer nachdenklichen, inspirierenden Interviewpartner nach und nach in voller Länge präsentieren zu können.

Der Architekt Van Bo Le-Mentzel folgt dem kreativen und ethischen Motto „Konstruieren statt konsumieren“. Mit seinen Hartz-IV-Möbeln (u. a. einem Selbstbau-Stuhl für 24 Euro), einer Hartz-IV-Wohnung (gezeigt beim International Design Festival in Berlin) und einem neuen Projekt namens „Hartz V“ macht er gleichzeitig auf soziale Missstände aufmerksam – und trägt mit Fantasie und im Wortsinn konstruktivem Können ein Stück zur Lösung bei. In der ersten Ausgabe von Enough beantwortet er die Frage „Was war die größte Zäsur Ihres Lebens?“, die ungekürzte Fassung des Interviews können Sie hier lesen.

Update: Am 23.11. hat das Filmprojekt „3 min of Fame Love and Peace“, eine muslimisch-jüdische Komödie, in Berlin Premiere, die u. a. von Van Bo und der Initiative Deutsch Plus – für eine plurale Republik realisiert wurde. Wer – wie Enough – einen kleinen Crowdfunding-Beitrag leisten möchte, kann das derzeit auf StartNext tun. Wir wünschen den Machern viel Erfolg!

Was war Ihre größte persönliche Veränderung in den letzten drei Jahren? Und wie haben Sie diese durchgestanden?
Als vor zwei Jahren am 1. August mein Lieblingsonkel die Welt verließ, konnte ich es nicht wahrhaben, dass er nicht mehr da ist. Als zwei Monate später mein Sohn auf die Welt kam, konnte ich nicht glauben, dass er jemals nie da gewesen war. Das Leben ist ein ewiger Kreislauf und voller Wunder, und ich werde das Gefühl nicht los, das alles miteinander in Beziehung steht. Dieser Glaube hilft mir, wenn ich verzweifelt oder wütend bin.

Wenn Sie für einen Tag die „Weltherrschaft“ übernehmen könnten (ganz friedlich, natürlich!), was würden Sie zuerst verändern?
Ich würde zuerst die Zinsen abschaffen und dann den Menschen, der die Weltherrschaft hat.

Welche drei Persönlichkeiten haben Sie kürzlich besonders inspiriert, wen bewundern Sie?
Raphael Fellmer kochte kürzlich für meine Familie ein leckeres veganes Gericht aus Nahrungsmitteln, die er aus der Tonne gerettet hatte. Seitdem bin ich Veganer.

Ahmad Milad Karimi schrieb „Osama Bin Laden schläft bei den Fischen“. Seitdem habe ich das Bedürfnis, die Schönheit des Koran zu begreifen.

Arno Gruen verfasste das Buch „Wider den Gehorsam“. Seitdem glaube ich nicht mehr, dass es ein rassistisches Gen gibt.

Foto: Paradis Sauvage