„Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert; es kommt aber darauf an, sie zu verändern“, sagte schon Karl Marx über seine Denker-Kollegen. Eine versteckte Kritik am Grübeln ohne Handeln? Fakt ist: Mit Philosophie assoziieren die meisten von uns verstaubte Bücher, langatmige Diskussionen über das Sein und Nicht-Sein oder pensionierte Uni-Professoren beim abendlichen Rotwein. Dabei ist die „Liebe zur Weisheit“ weitaus mehr – und für Veränderungswillige allemal eine Inspirationsquelle. Seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. versuchten Sokrates, Platon & Co. die Welt des antiken Athen und die menschliche Existenz im Allgemeinen zu ergründen, zu deuten und in ihrer ganzen Komplexität zu verstehen.
Und dieses Wissen kann der Großstadtmensch Anno 2016 für sich zu Nutze machen. Wie das in der Praxis funktioniert, zeigen die folgenden fünf Ratgeber. Sie alle basieren auf philosophischen Erkenntnissen.
Einfach und anschaulich, mal nüchtern, dann wieder lustig und den Leser zum Schmunzeln bringend, erklären sie, wie wir philosophische Grundsätze in unseren Alltag integrieren können. Dadurch bekommt unser Leben mehr Struktur, wir gewinnen Zeit, arbeiten effektiver und unsere Gedanken und Gefühle beginnen sich zu ordnen.
Kurz: Philosophie wird populär, sie wird der breiten Masse zugänglich gemacht.
1. „Trost der Philosophie: Eine Gebrauchsanweisung“
Im bereits sechsten Buch des Schweizer Schriftstellers Alain de Botton findet der Leser amüsante Vorschläge, wie die Philosophie uns in schwierigen Lebenssituationen nicht nur zu trösten vermag, sondern uns darüber hinaus auch Inspiration und Motivation für ein bewussteres Leben mitgibt. Dieses Buch ist aber noch viel mehr als nur ein Ratgeber: Es fungiert gleichzeitig auch als eine grandiose sowie zeitgemäße Einführung in die traditionellen Grundzüge der Philosophie. Und de Botton versteht sein Werk: Er hat Geschichtswissenschaft und Philosophie an der renommierten University of Cambridge studiert und arbeitet darüber hinaus als Fernsehproduzent in seiner eigenen Firma (Seneca Productions), die hauptsächlich Dokumentationen produziert.
Alain de Botton, Trost der Philosophie, Fischer Taschenbuch, 320 Seiten, 9,95 Euro
Greifen wir nun zu einer weiteren, nicht minder geistreichen Lektüre: „Das Sokrates-Prinzip“. So lautet der vielversprechende Titel von Jos Kessels neuem Buch mit dem Schwerpunkt Kommunikation. Der Niederländische Autor ist übrigens auch ein leidenschaftlicher Jazzmusiker und in seinem Heimatland weit bekannt. Er gilt als Vorbild und Initiator der modernen philosophischen Praxis. Sein Werk zeigt klug und ohne dabei belehrend zu wirken, wie man Gespräche durchdacht und professionell auf Basis der sokratischen Philosophie führt. So lernt der Leser, wie im Dialog die richtigen, zielführenden Fragen gestellt werden, um die gewünschten Antworten zu erhalten. Darüber hinaus vermittelt Kessels Anregungen und Tipps zum Entwickeln von Ideen, die Lektüre fördert die Kreativität, gibt Impulse, gedanklich auch mal neue Wege zu gehen.
Jos Kessels, „Das Sokrates-Prinzip“, dtv, 260 Seiten, 16,90 Euro
3. „Denken heilt!: Philosophie für ein gesundes Leben“
Schon der Begriff Philosophie impliziert die Affinität zur Weisheit. Wie sich diese mit unserem modernen Leben verbinden lässt, zeigt der deutsche Philosoph und Rechtsanwalt Albert Kitzler in seinem Werk „Denken heilt!“. Kitzler studierte Philosophie und Jura an der Universität Freiburg und arbeitet heute auch als erfolgreicher Filmproduzent für Kurzfilme. Aktuell wie nie wird das Thema Gesundheit in seinem neuen Buch behandelt. Denn diese gerät in unserem häufig völlig überladenen und von Hektik geprägten Alltag immer mehr in Gefahr. Die Folgen sind Stress, Unruhe, Erschöpfung und Angst. Kitzler zeigt, wie wir das Wissen der antiken Philosophen heilsam einsetzen können, um zu mehr Zufriedenheit und Ausgeglichenheit zu gelangen. Mehr über den Autor und sein neues Buch verrät dieses kurze Video.
Albert Kitzler, Denken heilt!, Droemer, 320 Seiten, 19,99 Euro
4. „Warum gibt es alles und nicht nichts?“
Und wie erklärt man eigentlich Kindern die Welt? Dieser Frage geht der deutsche Philosoph und Publizist Richard David Precht in seinem Buch „Warum gibt es alles und nicht nichts?“ nach. Doch dieses Kinderbuch kann gleichwohl auch von Erwachsenen gelesen werden. Denn die Welt einmal aus Kinderaugen zu betrachten, ist lehrreich, gibt neue Denkansätze, liefert Ideen. Das Buch gibt spielerische Antworten auf all die Fragen, die Kinder sich so stellen und ebnet nicht nur ihnen einen Weg für ein besseres philosophisches Grundverständnis. Precht arbeitet als Honorarprofessor für Philosophie an der Universität Lüneburg sowie an der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin.
Richard David Precht, Warum gibt es alles und nicht nichts?, Goldmann Verlag, 209 Seiten, 8,99 Euro
Von einer spielerischen Herangehensweise an die Fragen des Lebens handelt auch „Rettet das Spiel!“. Das Buch wurde von dem deutschen Hirnforscher Gerald Hüther (vorgestellt in Ausgabe 1 von Enough) in Zusammenarbeit mit dem deutschen Philosophen Christoph Quarch geschrieben. Hüther studierte Biologie an der Universität Leipzig und forschte später am Max-Plack-Institut für experimentelle Medizin in Göttingen auf dem Gebiet der Hirnentwicklungsstörungen. Quarch dagegen studierte Evangelische Theologie, Philosophie und Religionswissenschaften an der Kirchlichen Hochschule Bethel. Er unterrichtet an Hochschulen in Deutschland und der Schweiz. Ihr gemeinsames Buch kombiniert geschickt moderne, neurobiologische Begebenheiten mit philosophischen Grundsätzen. Dabei kristallisieren die beiden Autoren heraus, dass der Mensch gerade im Spiel sein volles Potenzial entfaltet, so wie die alten Philosophen es prophezeit haben. Doch dieses Spiel wird durch das Kommerzielle und besonders durch süchtig machende Online-Spiele bedroht. Hüther und Quarch zeigen auf, wie es uns gelingen kann, diese spielerische Kreativität im Alltag zu bewahren.
Gerald Hüther/Christoph Quarch, Rettet das Spiel!, Hanser, 224 Seiten, 20 Euro
Alle fünf Bücher führen dazu, dass der Leser sein bisheriges Leben aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten vermag und bewusst Neues zulassen kann. Das Leben gewinnt so deutlich an Lebensqualität. #read for change!
Fotos: Verlage (s.o.)
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