Iss mit Liebe … und den Liebsten: Wie Rituale uns gesünder machen

Kennen Sie auch diese Momente? Sie sitzen komplett ausgepowert am Schreibtisch, haben gerade mit Ihrer Mutter am Telefon gestritten oder warten sehnsüchtig auf eine Nachricht Ihres Partners. Erschöpfung, Ärger oder Besorgnis machen sich in Ihnen breit. Und plötzlich ist sie da, diese innere Stimme, die nach einem Trostpflaster verlangt. Zunächst flüsterleise, dann ohrenbetäubend laut. Am liebsten Schokolade, fügt sie rasch noch hinzu. Bio und fairtrade natürlich, schließlich gehören wir ja nicht mehr zu den „unwissenden Massen“, die sich mit Junkfood vollstopfen. Wir snacken gesund, gönnen uns nur in ganz besonderen Stressmomenten ein süßes „pick me up“. Klar, das kennen wir alle.

Fakt ist: Viele Menschen essen, um negative Gefühle zu verdrängen, aus purer Langeweile – und nicht selten vor Einsamkeit. Doch warum funktioniert diese Strategie der süßen Entschädigung für emotionale Ausnahmezustände eigentlich so zuverlässig? Die Antwort lautet: Biochemie. Denn Zucker spricht im Gehirn das Wohlfühl- und Belohnungszentrum an. Dort wird das Glückshormon Dopamin produziert und ausgestoßen, dessen Anreicherung im Blut sich Schokostück für Schokostück erhöht. Wir fühlen uns happy!

Ich behaupte sogar, Zuckersucht ist in Wahrheit nur die Linderung eines großen Sehnens nach Liebe. Wir hungern nach Nähe und Zuneigung und füllen die Leere mit Zucker auf. Hingegen braucht das Hirn erstaunlich wenig Nahrung, wenn man verliebt ist. Ein biochemischer Prozess läuft im Körper ab, durch den wir nicht nachts zum Kühlschrank schleichen oder im Büro die Snackbox leeren müssen.

Noch ein anderer Punkt ist wichtig. Über 70 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg leben wir hier in einer friedlichen Welt – des Perfektionismus. Besser, schöner, reicher, höher, weiter. Eine wenig kompromissbereite Gesellschaft aus Singles, welche die Großfamilie bloß noch aus Erzählungen kennen. Diese neuen Dynamiken landen, bildlich gesprochen, auch auf dem Teller. Saß man früher mindestens morgens und abends für eine gemeinsame Mahlzeit um den Küchentisch herum, ist das heute eher eine sonntägliche Ausnahme. Dabei ging es um weit mehr, als bloß satt zu werden. Stattdessen: „Wie war dein Tag? Gibt’s Probleme, können wir helfen?“ Man tauschte sich aus, teilte Erlebnisse und Liebe. Wenn ich meine Familie kaum mehr außerhalb einer Whatsapp-Gruppe treffe, wie weiß ich, wie es ihr geht? Wann nehme ich Eltern oder Geschwister, Großeltern in den Arm? Eine verheerende Entwicklung, auch ernährungsphysiologisch.

Dreimal am Tag zu festen Zeiten, in Ruhe und sitzend essen ist das gesündeste Ritual zur Nährstoffaufnahme. Wer dabei steht, vor dem Laptop hockt oder zwischen zwei Bissen aufs Smartphone schielt, wird kaum ein Sättigungsgefühl verspüren. Unangenehme Dinge sollte man eine Stunde vor oder erst nach dem Essen besprechen! Sonst aktiviert der Körper seinen genetisch programmierten Fluchtreflex. Die Folge: Das vegetative Nervensystem für den Stoffwechsel funktioniert nicht, die Speisen werden unzureichend verdaut.

Nehmen Sie Ihr Essen lieber bewusst wahr, erleben Sie es als einen Akt der Liebe zu sich und Ihrem Körper, als eine dringend benötigte Pause. Danken Sie für Ihre Mahlzeit und die Gesundheit Ihres Organismus, die Sie mit ihr erhalten und fördern wollen. Seien Sie es sich wert, solche genussvollen Augenblicke fest in Ihrem Alltag zu verankern. Am liebsten mit Freunden und der Familie.

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Caroline Bienert machte in New York ihren Abschluss als Nutritional Consultant (Detox und orthomolekulare Medizin). Sie absolvierte Zusatzausbildungen in chinesischer Ernährungslehre und mikrobiologischer Homöopathie in München sowie in ayurvedischer Ernährungslehre in Sri Lanka. Weitere Infos auf carolinebienert.com.

Fotos: iStock.com/CSA-Printstock; alea active

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