Corona und wir: Ich bins, dein wahres Ich

Ihr Lieben, merkt ihr das auch? Je länger die Coronakrise andauert, mit all ihren Restriktionen für unser Leben, den geschlossenen Läden, der (Kurz-)Arbeit im Homeoffice, den Sorgen um die eigene Gesundheit, das Wohlergehen der Lieben, den Job …

Je länger dieser für fast alle von uns nie dagewesene Ausnahmezustand sich hinzieht, da passiert noch etwas anderes, ist mir aufgefallen. Wir nehmen wieder verstärkt Kontakt auf.

Zu Kollegen, die man jetzt nicht nur in Videomeetings bei sich daheim erlebt, sondern eben auch einfach mal so anruft. Für ein paar Minuten Smalltalk, menschlich sein.

Zur Familie, vielleicht auch nur einigen ihrer Mitglieder – I know, #itscomplicated – aber immerhin. Ich habe zum Beispiel am Wochenende zum ersten Mal mit meiner Mutter geskypt, nach etlichen Versuchen, Video UND Sprache von ihr zu mir zu übertragen. Irgendwie knirschte es da im Hightech-Getriebe, aber nun stehen wir auch visuell in Verbindung.

Zum Partner, denn da ist einiges neu zu verhandeln, wenn beide plötzlich daheim sind, damit man sich nicht gegenseitig auf den Wecker geht. Also nutze ich die Mittagspause jetzt so oft es geht für einen ausgiebigen Spaziergang, damit mein Liebster mal durchatmen kann.

Vor allem aber habe ich das Gefühl, Tag für Tag ein Stück weit mehr bei mir anzukommen. Auch ganz ohne Meditation und Klangschalen. So als würde allmählich von uns abfallen, was wir als Maske, Kostüm oder Rüstung überstreifen, wenn der Alltag und die Arbeit „normal“ verlaufen und wir wann immer möglich unsere beste, klügste, attraktivste, dynamischste, perfekteste Seite zeigen. Wollen. Müssen.

Was wir nun fühlen und erleben können, ist, was bleibt, wenn all das vielleicht nicht komplett wegfällt aber zumindest blasser wird, in den Hintergrund rückt. Platz macht. Für dich. Ungeschminkt, ohne Designerklamotten, Visitenkarten, „dicke Hose“. The REAL you.

Noch blinzelt es vielleicht ins Licht, ist etwas wacklig auf den Beinen. Zu lange musste es schließlich im Verborgenen hausen, wurde als „nicht zielführend“, „nicht effizient“, als „Träumer“ verunglimpft und weggesperrt.

Aber es war nie weg, es vegetierte im Unterbewusstsein vor sich hin. Eine Existenz auf Sparflamme. Doch wenn du es zulässt, dann ist jetzt die Zeit für dein wahres, wenigstens wahreres Ich gekommen. Und es hat seine Zeit im Scheinwerferlicht deines Lebens mehr als verdient.

Lernt euch kennen, macht es euch gemütlich, so gut es geht. Ihr werdet einander jetzt und in Zukunft mehr brauchen als je zuvor. Ich wünsche euch viel Spaß und Erfüllung dabei.

Passt auf euch auf und lasst gern von euch hören.

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Siems Luckwaldt ist seit über 20 Jahren als Journalist und Redakteur tätig. Seine Themen: Interviews, Mode, Lifestyle, Uhren, Modernes Leben. Weitere Angebote: Corporate Publishing, Social Media Storytelling, Podcasts, Coaching