Buddha hinter Gittern: Gefängnisseelsorge der etwas anderen Art

Glaube kann bekanntlich Berge versetzen. Oder im Falle des Aryatara Instituts Gefängnismauern überwinden. Das renommierte Münchner Dharma-Zentrum, das seit seiner Eröffnung 1979 in der Tradition des Dalai Lama steht, bietet bereits seit einigen Jahren ein Buddhismus-Studium für Strafgefangene an. Während des zweijährigen Programms werden den Teilnehmer u.a. eine Anleitung für den buddhistischen Pfad und die Bedeutung wichtiger Grundbegriffe, wie Karma, Samsara oder Nirvana vermittelt. Wir haben mit dem Robert Schwabe , dem „Spiritual Program Coordinator“ des Aryatara Instituts, über Chancen und Rückschläge dieser ganz besonderen Gefängnisseelsorge gesprochen.

Wann hat sich das Aryatara Institut dazu entschlossen Gefangene zu betreuen?

Das ganze kam eher zufällig zustande. Vor vier Jahren wurden wir von einem Häftling der JVA München angeschrieben, der von unserem Studienprogramm „Buddhismus entdecken“ gehört hatte. Er bat uns als Fernstudent darin teilnehmen zu dürfen. Wir haben uns natürlich gefreut, waren aber völlig unerfahren. Unsere Dachorganisation die FPMT (Foundation for the Preservation of the Mahayana Tradition) hatte zu jener Zeit bereits ein Programm das sich „Liberation Prison Project“ nennt. Also haben wir uns als Zentrum kurzerhand entschlossen, diesem Projekt beizutreten.

Wie ging es nach der ersten Anfrage weiter?

Wir haben unserem neuen Fernstudent erst einmal Studienmaterial und mehrere Ausgaben des FPMT-Magazins „Mandala“ zugeschickt. Er war scheinbar so begeistert, dass er anderen Häftlingen von unserem Studienangebot erzählte. Prompt hatten wir mehrere Anfragen. Nicht alle haben das Buddhismus-Studium dann auch wirklich durchgezogen, manchmal blieb es auch nur bei einem ersten Austausch. Allerdings hatten wir bis heute insgesamt 15 Studienwillige.

Welche Problem gab es beim Austausch mit den Gefangenen?

Die Häftlinge brauchen immer eine Genehmigung für das Fernstudium. Wir dürfen ihnen nicht einfach Lehrmaterialien zuschicken. In einem Fall wurde das leider nicht erlaubt.

Hattet ihr auch Kontakt zu Gefangenen, die Buddhist werden wollten?

Nachdem wir unseren ersten Schützling nach knapp ein und halb Jahren im Gefängnis besucht hatten, bat er unseren Lehrer, den ehrwürdigen Fedor, 2015 Zuflucht nehmen zu dürfen. Ein besonderer Anlass für ihn Buddhist zu werden, war wohl der grausame Suizid seines Zellenkollegen. Der Dharma war mittlerweile für ihn zur Lebenseinstellung geworden. Er verriet uns, dass er nun tief in mein Inneres sehen, erkennen und Dunkles loslassen könne.

Was waren die Motive der anderen Gefangenen?

Es gab Häftlinge, die einfach keinen Zugang zum christlichen Glauben fanden, denen aber der Buddhismus großen Halt gab. Ein Mann beschrieb, wir er sich Bodhisattva-Gedanken angezogen fühlte und wie er ihm half eigensüchtiges Denken zu überwinden. Ein anderer Gefangener wollte sogar ein Buch über Ethik schreiben. Weil das im Gefängnis nicht ganz so einfach ist, bat er uns Texte übersetzen zu dürfen. Gerade übersetzt ein englisches Buch unseres Spiritual Directors Lama Zopa Rinpoche „Boddhicita Attitude“ ins Deutsche.

Gab es auch ein Bekenntnis zur Reue?

Ein Gefangener schrieb uns, das er über Jahre mehreren Personen erheblichen Schaden zugefügt hatte. Dies hat mich zum Buddhismus geführt, damit er nach Verbüßung der Strafe alle Situationen vermeiden, in denen ich eine derartige Tat wieder begehen könnte.

Aktuell plant das Aryatara Institut ein neues buddhistisches Begegnungs- und Kulturzentrum im Herzen von München. Mehr Informationen über das Projekt findet man unter vision.aryatara.de

Foto: iStock.com/klebercordeiro; Aryatara Institut